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Die Gerberfamilie Wucherer

1727 – 1798

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Gerbergrube von Melchior Wucherer
Guckkastenbilder, Ravensburg im 18. Jahrhundert
Zunftscheibe

Die Gerberfamilie Wucherer nimmt Sie mit ins Ravensburg des 18. Jahrhunderts. Diese Zeit war gekennzeichnet durch religiöse Parität und Toleranz, sowie durch zunehmende obrigkeitliche Reglementierungsversuche, 

Maria Magdalena Wucherer, geb. Keckin, die Tochter eines Schneidermeisters, war als Erbin des Hauses Marktstraße 45 eine gute Partie. Sie heiratete 1716 einen Weißgerber, der im Haus eine Weißgerberei begründete. Nach seinem Tod 1747 führte Maria Magdalena Wucherer den Betrieb weiter und übergab ihn 1756 an ihren jüngeren Sohn Johannes. Dem älteren, Melchior verschaffte sie 1754 vor dem Rat die Erlaubnis, das Rotgerber-Handwerk auszuüben. Das Haus teilte sie zwischen beiden Söhnen auf. Und damit begann der Ärger... 

Im Audioguide können Sie auf ihrem Rundgang hören, wie sich die Auseinandersetzungen der Söhne entwickelten und wie unterschiedlich die Verhältnisse innerhalb eines Hauses sein konnten. Auch eine der Gruben des Rotgerbers Melchior Wucherer ist bei archäologischen Untersuchungen im Innenhof des Quartiers geborgen worden. Diese ist im Dachgeschoss der Marktstraße 45 wieder aufgebaut worden.

Im Jahr 1789 führte die Stadtobrigkeit einen „Seelen- und Häuserbeschrieb“ durch. Darin wurden Haushaltsgröße, Berufe, Religionszugehörigkeit und Besitz der 4.000 Einwohner*innen erfasst. Anhand eines interaktiven Stadtmodells könne Sie sich die Verteilung der sozialen Schichten und Religionen in der Stadt abbilden lassen. Über 30% der Bürger lebten in ärmlichsten Verhältnissen, so vor allem die Zunftmitglieder der Rebleute, Strumpfstricker und Weber sowie zahlreiche Tagwerker.

Die Reglementierungs- und Ordnungstätigkeit des Rates nahm im Laufe des 18. Jahrhundert stark zu, was durch 400 vom Rat erlassene sogenannte „Policeyordnungen“ zum Ausdruck kam. Mit Kleiderordnungen, Luxusgesetzen und Verboten griff der Rat in den Alltag des Stadtbürgertums ein.

Sowohl unter den evangelischen als katholischen Einwohnern herrscht viel Aufklärung und Toleranz. Steife Schildbürgerei ... ist nicht mehr zu finden
Philipp Ludwig Röder über das paritätische Ravensburg, 1801
Auf den zweiten Blick
Maria Ursula Kutterin, evangelische Bürgerin, 1780

Wirtschaftlich war das 18. Jahrhundert von gegenläufigen Entwicklungen gekennzeichnet. Die im Verlagssystem organisierten Papiermacher und Strumpfwirker hatten einen größeren Absatzmarkt. Im Bereich des Kunsthandwerks (z.B. die Uhrmacher) gab es eine hochgradige Spezialisierung. Insbesondere die Produzenten von Gütern des täglichen Bedarfs hatten jedoch mit auswärtiger Konkurrenz, Hausierhandel und einem Überangebot an Gesellen zu kämpfen. Die Stagnation in manchen Handwerkszweigen und aufstrebendes Unternehmertum in anderen führte zu einem Wandel im Selbstverständnis der zünftisch organisierten Gesellschaft aber auch zu neuen sozialen und innerfamiliären Konflikten -  wie bei der Familie Wucherer.

Auf den zweiten Blick
Sammlungshighlight: Zunftscheiben

Das Museum Humpis-Quartier verfügt über eine der reichhaltigsten Sammlungen von runden Zunftscheiben im süddeutschen Raum. Vom 14. Jahrhundert bis 1828 bestanden in Ravensburg acht Zünfte. Jeder Handwerker musste einer Zunft angehören, wenn er in der Stadt seinen Beruf ausüben wollte. Sie war somit die umfassende Organisation des wirtschaftlichen und gesellschaftlich-sozialen Lebens von Handwerkern.

Handwerk und Handel bildeten seit dem Mittelalter Säulen der städtischen Wirtschaft. DieTextilherstellung und Verarbeitung war über die Jahrhunderte ein wichtiger Handwerkszweig in Ravensburg. Textilien und Textilprodukte hatten vor allem auch durch ihre Bedeutung als Exportgut auch Anteil am Aufschwung des Regional- und Fernhandels sowie an der Schwelle zur Moderne auch bei der Entstehung von textilverabreitenden Manufakturen und Industrieunternehmen.

Ausstellungskabinett ""Auf Tuchfühlung"

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 11 - 18 Uhr


Karfreitag, 24., 25. und 31. Dezember bleibt das Museum geschlossen. Ostermontag und Pfingstmontag ist das Museum geöffnet. 

Am Mittwoch, 23. Oktober öffnet das Museum erst um 13 Uhr

zu den Öffnungszeiten

 

Eintritt

Erwachsene7 € 
Ermäßigt5 €
Kinder bis 18 Jahrefrei 
Gruppen ab 10 Personen  6 € 

zu den Eintrittspreisen

 

Museumsfilm

 
Gefördert von
Partner
Bundesministerium für Kultur und Medien